Karyatiden

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Vier würdige Herren in langen Gewändern sprechen miteinander. Wenn du die Herren nicht siehst, schaue aus größerer Entfernung mit nur einem Auge auf die Säulen.

WORUM GEHT ES?
Vor einer hell beleuchteten Wand stehen fünf schwarze Säulen. Bei genauem Hinsehen erkennt man zwischen den Säulen vier weiße Gestalten, die sich angeregt unterhalten, dann wieder nur die Säulen … Bei den Karyatiden handelt es sich um die dreidimensionale Variation eines klassischen psychologischen Experiments: Edgar Rubin veröffentlichte 1915 eine Abbildung, auf der man entweder einen Kelch oder zwei einander zugewandte Gesichter erkennen kann. Doch hier sind es vier Herren in langen Gewändern und nicht nur zwei Gesichter. Große gedrechselte Säulen stehen an der Wand. Dazwischen sieht man die vier Personen, die paarweise miteinander sprechen.

WARUM IST DAS SO?
Mehrdeutige Bilder wie der „Rubin-Kelch“ entstehen durch das Problem der Trennung von Figur und Hintergrund. Unser Gehirn muss die optischen Informationen, die es von den Augen erhält, sortieren und einordnen. Dabei gilt die Aufmerksamkeit meist den Figuren (hier den Säulen) und weniger dem Hintergrund, so dass man die vier Herren, die eigentlich Hintergrund bzw. Zwischenraum zwischen den Säulen sind, nicht leicht entdeckt.

Die Gestaltpsychologie hat verschiedene Gesetzmäßigkeiten und Regeln für diese mehrdeutigen Bilder entdeckt, u.a. wird die Wahrnehmung von den Abständen, den Farben, den Gruppierungen und den allgemeinen Seherfahrungen beeinflusst. Eines gilt aber für alle diese Bilder: Der Betrachter kann nicht beide Wahrnehmungen gleichzeitig haben, sondern nur abwechselnd. Außerdem gelingt es ihm nicht, eine Variante über einen längeren Zeitraum festzuhalten, das Gehirn wechselt früher oder später zu der anderen Variante. Man spricht daher auch von Kippbildern oder Kippfiguren.

Alltagsbezug
Übrigens: Das Wort „Karyatiden“ kommt aus der griechischen Sprache und beschreibt weibliche Gewandfiguren, die wahrscheinlich nach dem Ort Karyai in Lakonien benannt sind. In der antiken griechischen Baukunst spielen sie in Form von Tempelhallenträgerinnen eine wichtige Rolle als Gegenpart zu den Atlanten. Der Witz bei den „Karyatiden“ in der PHÄNOMENTA: Die Gewandfiguren tragen nichts, sondern stehen scheinbar zwischen den Säulen.